Ausgehend von der damaligen Residenzstadt Karlsruhe, versammelten sich um die Jahrhundertwende auch in unserer Gemeinde einige junge Burschen, um den Fußballsport einzuführen.
Bereits am 25. Juni 1900 hatte sich urkundlich der damalige 1. Kapitän, Fr. Lutz mit einem Schreiben an das Großherzogliche Bezirksamt in Karlsruhe gewandt, um die Gründung des 1. Welschneureuther Fußball Club Germania anzuzeigen. Damit erfolgte zwar eine Vereinsgründung, jedoch konnten die vielen Schwierigkeiten (kein Spielfeld, keine Sportbekleidung usw…) nicht überwunden werden, so daß von einer offiziellen Vereinsgründung wohl nicht gesprochen werden kann.
Es bestand jedoch eine Mannschaft, die in den folgenden Jahren Spiele gegen Mannschaften aus Durlach, Rüppurr, Knielingen, Bulach, Karlsruhe, Linkenheim und Eggenstein austrug und den inzwischen gegründeten Vereinen zu einem Spielbetrieb verholfen hat. Man kann hier mit Recht sagen, daß der FC Germania damals die treibende Kraft war, um den Fußballsport in der unteren Hardt einzuführen.
Bei verschiedenen Vereinen waren unsere Spieler bei den Gründungsversammlungen zugegen und trugen auch die Gründungsspiele aus. So u. a. bei Alemannia Eggenstein im September 1905, welches unsere Mannschaft mit 4:2 Toren für sich entscheiden konnte, oder auch gegen den VFB 05 Knielingen der öfters unser Gegner in Freundschaftsspielen war. Einige Spieler der damaligen Zeit waren: W. Renaud, O. Schneider, W. Kaiser, F. Crocoll, H. Klotz, K. Dunke, F. Angelberger, F. Gutknecht, H. Gros, Chr. Buchleither, A. Crocoll, E. Durand, E. Crocoll, E. Gros, F. Lutz.
Trotz des regen Spielbetriebes und der Mithilfe zur Gründung der Nachbarvereine konnte auch im Jahre 1905 keine offizielle Gründung erfolgen. Es war zu jener Zeit schwer, bei den bestehenden Vereinen, einen weiteren zu gründen, besonders einen Fußballclub. Man mußte schon ca. 30 Mitglieder aufweisen können, um eine Vereinsstabilität zu gewährleisten.
Das war bei den jugendlichen Fußballfreunden schwer, auch auf Grund der örtlichen Begebenheiten, denn der Fußballsport steckte noch in den Kinderschuhen und wurde nur von wenigen Einwohnern toleriert. Aber nach weiterem aktiven Spielbetrieb war es am 25. Juli 1907 doch soweit, daß die zweite und damit endgültige Anmeldung des Vereins vorgenommen werden konnte.
Die Anmeldung erfolgte durch den 1. Vorstand Oskar Schneider und Schriftführer Wilhelm Renaud. Gleichzeitig wurden auch die Statuten eingereicht. Im selben Jahr erfolgte die Aufnahme in den Süddeutschen Fußballverband. Damit war die Grundlage für einen geregelten Spielbetrieb geschaffen, und der Verein beteiligte sich mit wechselndem Erfolg an den Verbandsspielen.
In der Spielsaison 1912/13 konnten wir einen achtbaren 5. Tabellenplatz erzielen. Mit der Anmeldung des Vereins begann auch seine Leidenszeit in der Sportplatzfrage. Nachdem man vor 1907 die „Goalstangen “ von “ Spielfeld “ zu „Spielfeld “ schleppen mußte, um überhaupt spielen zu können, wurde uns nach der Vereinsgründung vom Gemeinderat ein Platz hinter der damaligen Gänsweid (heute Bauhof) zur Verfügung gestellt. Alle erforderlichen Arbeiten, um den Platz zu einer mustergültigen Anlage mit zwei feststehenden %u201CGoalkästen%u201D zu machen, wurden von den Mitgliedern mit einer Begeisterung ausgeführt, die man sich heute manchmal noch wünschen würde.
Es war die Pionierzeit für den Fußballsport und den FC Germania, und nichts konnte damals den Einsatz für den geliebten Sport aufhalten. Es waren Jahre der freundschaftlichen Begegnungen, bis der 1. Weltkrieg jegliches Vereinsgeschehen lahm legte. Der Spielbetrieb wurde fast eingestellt, da einfach keine Spieler mehr zur Verfügung standen und der Sportplatz kurzerhand zur Anbaufläche für Lebensmittel umfunktioniert wurde. Nach Beendigung des Krieges im Herbst 1918 versammelten sich die heimgekehrten Mitglieder und Spieler, um trotz der schweren Zeit den Fußballsport wieder aufleben zu lassen. Der Krieg hatte unter den jungen Spielern viele Opfer gefordert. Dennoch waren noch Männer vorhanden, die das Vereinsgeschehen wieder in die Hände nahmen. Die Aufbauarbeit begann von neuem. Der wichtigste Punkt war wieder die Sportplatzfrage. Nachdem uns vom Gemeinderat das Gelände bei dem Domänenamt Karlsruhe ein ca. 4 Morgen großes, ehemaliges Waldgelände an der Bahnlinie Neureut-Karlsruhe verpachtet hatte, erging der Ruf an alle Mitglieder zur freiwilligen Arbeitsleistung. Mit vorbildlichem Einsatz konnte nach kurzer Zeit der Platz und ein Clubhaus mit einem Spiel gegen den VFB Knielingen eingeweiht werden. Nach Wiederbeginn 1918/19 hatte der Verein an den Verbandsspielen des Süddeutschen Fußballverbandes in der C-Klasse mit guten Erfolgen teilgenommen. Im Jahre 1922 wurde in Welschneureut das Arbeiter-Sang- und Sportkartell gegründet, dem sich auch der FC Germania anschloß. Der ideale Gedanke des Kartells, so gut er auch war, konnte sich nicht durchsetzen. Die Verschiedenheit der Interessen innerhalb des Kartells führten dazu, daß etliche Sportkameraden ausgeschlossen wurden. Diese gründeten dann den Fußballverein Welschneureut 1928 e.V.. Somit war der Fußballsport im damaligen Welschneureut in zwei Lager gespalten.
Trotzdem hatten in dieser Zeit sowohl der Arbeitersportverein als auch der Fußballverein 1928 schöne Erfolge aufzuweisen. Im Jahre 1930/31 wurde vom FV 1928 die Gaumeisterschaft der B-Klasse errungen. Bis zum Jahre 1933 spielte der FV Welschneureut auf dem wieder zur Verfügung gestellten Sportplatz hinter der Gänsweid und der FC Germania auf dem Platz an der Bahnlinie. Nach dem politischen Umschwung im Jahre 1933 wurde der FC Germania gezwungen, sich aufzulösen. Das Vermögen wurde eingezogen. Die vorherigen Verhandlungen mit dem Fußballverein 1928 zur Übernahme des Clubhauses brachten leider nicht den erhofften Erfolg, so daß der Treuhänder für das beschlagnahmte Vermögen kurzerhand das Clubhaus an einen Privatmann verkaufte. Der Fußballverein übernahm die Platzanlage und die meisten Spieler des FC Germania, so daß man ohne weiteres von einer Verschmelzung der beiden Vereine sprechen kann. Als Ersatz für das verkaufte Clubhaus wurde eine schöne Baracke mit vereinten Kräften aufgebaut, die für den Spielbetrieb und das gemütliche Beisammensein unschätzbare Dienste leistete. Mit dem Beginn des 2. Weltkrieges waren auch für den Verein wieder schwere Zeiten eingetreten. Zwar konnte der Spielbetrieb bis in das Jahr 1942 aufrecht erhalten werden, doch dann standen einfach keine Spieler mehr zur Verfügung, da so ziemlich alle jungen Männer in den Kriegsdienst mußten. Es kam sogar soweit, daß der Verein, bedingt durch die großen Ernährungsschwierigkeiten während des Krieges, das Sportplatzgelände für den Anbau von Getreide zur Verfügung stellen mußte. Es bestand damit nur noch eine lose Verbindung innerhalb des Vereins mit den Daheimgebliebenen und evtl. Urlaubern. Als der unselige Krieg 1945 zu Ende war, fehlten zunächst Männer, die vor dem Kriege die Geschicke des Vereins lenkten.
Zwar waren schon einige Spieler zurückgekehrt, diese mußten sich jedoch zunächst als %u201CGastspieler%u201D bei anderen Vereinen betätigen. Im Jahre 1946 war es dann doch wieder soweit, daß sich die heimgekehrten Fußballfreunde zusammenfanden, um unter Zurückstellung von allem, was sich zwischen 1933 und 1945 ereignete, den Verein unter dem alten Namen %u201CFC Germania%u201D wieder erstehen zu lassen. Es herrschte ein Wille zur Einigkeit, der alles andere vergessen ließ und nur ein Ziel kannte, den FC Germania wieder in das örtliche Geschehen einzubauen. Diese Einigkeit und Begeisterung war auch notwendig, denn die alten Schwierigkeiten traten wieder auf. Die Sportanlage und das Clubhaus konnten nicht mehr zurückerworben werden. Der Verein stand wieder am Neuanfang und mußte sich erneut bewähren. Er hat sich dank der Opferbereitschaft seiner Mitglieder bewährt. Es würde zu weit führen, all die Schwierigkeiten aufzuzählen, die in langen Verhandlungen mit der Gemeinde, dem Domänenamt, dem Amtsgericht und dem Schlichter für beschlagnahmten Vermögen entstanden sind, bis wir wieder ein Gelände unmittelbar neben dem alten Sportplatz an der Bahnlinie zugeteilt bekamen. Besondere Verdienste hat sich in dieser Zeit zweifellos der damalige 1. Vorstand, Fritz Ruf, erworben. Wir konnten also erneut anfangen aus einem Acker ein Spielfeld zu machen. Aber wie gesagt, die Begeisterung und der Idealismus waren so groß, daß sich an manchen Tagen 30 und mehr Sportkameraden zur Arbeit einfand. Bald konnten wir auf unserem Platz spielen und ein behelfsmäßiges Clubhaus unser eigen nennen. Wir haben dort viele schöne Stunden verlebt. Spielerisch mußte die Mannschaft nach dem Krieg in der B-Klasse anfangen.
Wir spielten hier immer eine führende Rolle, bis es 1950/51 soweit war, daß wir in die A-Klasse aufsteigen konnten. Wir hatten in dieser Zeit auch mit unseren Jugendmannschaften schöne Erfolge aufzuweisen. Im Jahre 1956 mußten wir in einer sehr starken Staffel der A-Klasse, trotz zweier Entscheidungsspiele gegen Wöschbach und Ettlingen, die wir jeweils 1:0 verloren, wieder den Weg in die B-Klasse antreten. Zum Jubiläumsjahr 1957 konnten wir das gesteckte Ziel, den direkten Wiederaufstieg, wegen eines Punktes nicht erreichen. Wenn es auch spielerisch nicht immer klappte, so war doch zu dieser Zeit in gesellschaftlicher Hinsicht der FC Germania ein Verein, bei dessen Veranstaltungen man sich wohlfühlen konnte. Eine eigene Theatergruppe und eine eigene Hauskapelle sorgten für viele frohe Stunden. Meilensteine unseres guten und gesunden Vereinsleben waren unsere 45- und 50-jährigen Jubiläen. 1952 hatten wir als erster Verein der näheren Umgebung eine ausländische Mannschaft, den FC Dübendorf/Schweiz zu Gast nachdem wir an Ostern desselben Jahres unvergeßliche Stunden in Dübendorf verleben durften. Für die damalige Zeit, so kurz nach dem Krieg, ein Ereignis, das in Verbindung mit der Verständigung über die Grenzen hinweg besondere Beachtung fand. Zum 50. Jubiläum trafen wir uns wieder, und auch dieser gegenseitige Besuch war ein besonderes Ereignis für alle Beteiligten. Im Jahre 1956/57 zogen für den Verein in der Sportplatzfrage wiederum dunkle Wolken auf. Man ließ uns informieren, daß wir unseren Platz in absehbarer Zeit räumen müßten. Es war eine harte Nachricht für uns, da es vollkommen ungewiß war, wohin wir ausweichen konnten. Die damalige Verwaltung unter dem Vorsitzenden Fritz Kronenwett hatte nunmehr Schwerstarbeit zu leisten.
Nach langer und reiflicher Überlegung kam man zu dem Entschluß, den Sportplatz so nahe wie möglich an die Ortsmitte zu verlegen. Wir erhielten von der Stadt Karlsruhe pachtweise das Gelände unseres heutigen Standortes zur Verfügung gestellt. Ein Gelände, das bei vielen Mitgliedern auf Grund seiner Beschaffenheit nur Kopfschütteln und teilweise auch Widerstand hervorgerufen hat. Es war nunmehr eine Arbeit zu vollbringen, die ihresgleichen zu suchen hatte. Aus einem Wiesen- und Sumpfgelände wurde in mühevoller Arbeit und wenig finanziellen Mitteln eine Sportanlage geschaffen. Allein auf dem heutigen 1. Platz mußten ca. 150.000 Kubikmeter Auffüllmaterial beschafft und angefahren werden. Man kann sich das heute nicht mehr vorstellen, daß dies in Eigenarbeit und mit Hilfe einzelner Firmen durchgeführt werden konnte. Das Auffüllmaterial mußte buchstäblich zusammengebettelt werden. Aber es wurde geschafft, und heute können wir nach verschiedenen Verbesserungen ein schönes und zweckmäßiges Sportgelände präsentieren. Mit der Verlegung des Sportplatzes war auch die Clubhausfrage wieder akut geworden. In weiser Voraussicht wurde für den Clubhausneubau Gelände käuflich erworben, und man kommt nicht umhin, den damaligen Besitzern für den Verkauf noch nachträglich ein besonderes Dankeschön zu sagen. Die Planung für das Clubhaus begann 1961, jedoch konnte mit dem Bau erst 1964 begonnen werden, da in zähen Verhandlungen die bestmögliche Ausnützung und Finanzierung gesucht werden mußte. Die damaligen Verwaltungen unter Fr. Kronenwett, T. Feld und L. Nothdurft, der Bauausschuß und der leitende Architekt Fred Müller waren sich der Schwere der Aufgabe bewußt und mußten manchen Zweifler beruhigen. Es zeigte sich jedoch wieder der alte Germania-Geist zur Zusammenarbeit und tatkräftiger Mithilfe.
Es wurde in zwei Jahren ein Clubhaus geschaffen, das sich sehen lassen kann. Man kann mit Recht sagen, daß hier der FC Germania Beispielhaftes geleistet hat. Durch freiwillige Mitarbeit von Mitgliedern und Freunden war es möglich, an den Baukosten rund zwei Drittel einzusparen. Wir konnten bei der Einweihung im Jahre 1966 stolz auf unser erstes eigenes Clubhaus sein. Auf Grund der großen Anstrengungen um die Sportplatzverlegung und Clubhausneubau kam in diesen Jahren das Spielerische etwas zu kurz, obwohl wir im Jahre 1957/58 den Meister in der B-Klasse, Kreismeister und Aufstieg in die A-Klasse schafften. Im Jahre 1962/63 mußten wir wieder den Weg in die B-Klasse antreten. Wir spielten zwar dort immer eine führende Rolle, mußten aber bis 1969/70 warten, um als ungeschlagener Meister und Kreismeister der B-Klasse in die A-Klasse aufzusteigen. Die Mannschaft erzielte in dieser Zeit unter Trainer Stader viele gute Ergebnisse und konnte sich auch im Kreispokal bis auf den dritten Platz vorarbeiten. Im Jahre 1975/76 zahlte sich die jahrelange Aufbauarbeit der Verwaltungen auch im spielerischen Geschehen aus. Die 1. Mannschaft konnte zum ersten Mal durch die Erringung der Meisterschaft in der A-Klasse den Aufstieg in die 2. Amateurliga erreichen. Von Trainer W. Bechtold gut vorbereitet und eingestellt, konnte sie im letzten Spiel gegen den SV Blankenloch einen 1:0 Sieg verbuchen, der die Meisterschaft bedeutete. Die Freude über den Aufstieg war beim Verein unter dem damaligen Vorsitzenden Walter Clour berechtigt, und es wurde gebührend gefeiert. So groß die Freude über den Aufstieg war, so wußten wir doch zu Beginn der neuen Verbandsrunde, daß gerade die in diesem Jahr beschlossene Neueinteilung der Spielklassen uns vor eine unüberwindbare Aufgabe zum Klassenerhalt stellte.
Auf Grund dieser Neueinteilung mußten wir im folgenden Jahr den Weg in die neugeschaffene Bezirksliga antreten, nachdem nur ein geringer Teil der Amateurmannschaften in der neuen Landesliga spielen konnten. Unvergessen unser letztes Spiel in der 2. Amateurliga gegen den so gut wie sicher scheinenden Meister SV Spielberg, das wir mit 3:1 Toren für uns entscheiden konnten und damit dem FC Alemannia Eggenstein den Weg zum Aufstieg in die Verbandsliga frei machten. In der Bezirksliga spielten wir bis 1981 und mußten 1982, durch den Abgang guter Spieler geschwächt, den Weg in die A-Klasse nehmen. Wir bemühten uns in dieser Klasse wieder den Anfang an bessere Zeiten zu gewinnen und hoffen, daß uns dies bald gelingen wird. Die Verwaltung mit dem jetzigen Vorsitzenden Heinz Dosenbach vertraut hierbei auf unsere aktiven und passiven Mitgliedern, die in guten und schlechten Zeiten dem Verein immer treu zur Seite standen. An dieser Stelle bedanken wir uns bei allen aktiven und passiven Mitgliedern, Freunden und Gönnern, die uns in den vergangenen 75 Jahren unterstützt haben. Wir wünschen für die kommenden Jahre dieselbe gute Einstellung zum Wohle der sporttreibenden Jugend und des FC Germania Neureut.